Beugt Sex mit Maschinen der Gewalt an Frauen und Kindern vor? Die Wissenschaft streitet darüber
27. Januar 2025
NZZ am Sonntag. Die NZZ am Sonntag berichtet in ihrer Ausgabe vom 26. Januar 2025 über die aktuelle wissenschaftliche Debatte zur Wirkung von Sexpuppen. Der Artikel beleuchtet dabei insbesondere die Forschung von Prof. Dr. Johannes Fuss, Direktor des Instituts für Forensische Psychiatrie und Sexualforschung an der Universität Duisburg-Essen.
Prof. Fuss und seine Kollegin Jeanne Desbuleux führten 2023 eine Befragung mit 224 Puppennutzern durch. Die Studie ergab, dass insbesondere pädophile Teilnehmer häufig Praktiken ausübten, die mit realen Kindern illegal wären. Diese berichteten in der Folge von insgesamt weniger Drang zu sexuellen Handlungen und einem geringeren Interesse an Intimität mit echten Kindern. Eine weitere Befragung aus dem Folgejahr zeigte, dass pädophile Menschen nach dem Verbot von kindlichen Sexpuppen einen erhöhten Leidensdruck verspürten und ihr persönliches Risiko für einen Übergriff als gestiegen einschätzten.
Der Artikel thematisiert auch die Position von Fanny De Tribolet-Hardy, Leiterin der Präventionsstelle Pädosexualität an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich und Teil von „Kein Täter werden“ in der Schweiz. Sie äußert Bedenken, dass eine Legalisierung von kindlich aussehenden Puppen möglicherweise sexuelle Handlungen an realen Kindern normalisieren könnte, betont aber, dass dies ihre persönliche Einschätzung sei.
Prof. Fuss plädiert für weitere Forschung in diesem Bereich. Er argumentiert, dass es einen stabilen Prozentsatz in der Bevölkerung gebe, der eine sexuelle Präferenz für Kinder habe, die nicht änderbar sei. Die Möglichkeit, diese Neigungen legal und ohne Leidtragende auszuleben, könnte seiner Ansicht nach zum Kinderschutz beitragen.
Die Forschung in diesem Bereich gestaltet sich aufgrund der geringen Teilnehmerzahlen und der schwierigen Überprüfbarkeit der Antworten als herausfordernd. Weitere Studien sind geplant, um die Wirkung und mögliche Risiken besser einschätzen zu können.
Referenzierte wissenschaftliche Studien:
- Desbuleux, J.C., Fuss, J. Child-like sex dolls: legal, empirical, and ethical perspectives. Int J Impot Res 36, 722–727 (2024). https://doi.org/10.1038/s41443-024-00979-3
- Desbuleux, J. C., & Fuss, J. (2023). The Self-Reported Sexual Real-World Consequences of Sex Doll Use. The Journal of Sex Research, 61(8), 1261–1275. https://doi.org/10.1080/00224499.2023.2199727
Originalquelle: NZZ am Sonntag, 26.01.2025, „Verhindern Sexpuppen Gewalt?“, von Judith Blage