„Coming out to the Family“ – Ein Outing

26. September 2016

Ein Pädophiler berichtet über sein Outing. Seine Geschichte wurde über das Online-Selbsthilfeforum „Virtous Pedophiles“ gepostet:

Die Offenbarung vor meiner Familie

Über die letzten vergangenen Jahre hinweg habe ich mich langsam meiner Familie und einigen Freunden gegenüber offenbart. Es war ein weiter Weg und ich will meine Erfahrungen mit anderen teilen, die auch vor dieser Entscheidung stehen und nicht genau wissen, wie sie an das Thema heran gehen sollen.

Warum hatte ich mein Coming-out?

Mein Coming-out war zunächst sehr schwierig und die ersten Jahre, nachdem ich mir meiner Pädophilie bewusst wurde, tat ich mein bestes sie zu verstecken. Letztendlich suchte ich eine Beratungsstelle auf, nachdem ich in meinem schlechten Gewissen zu ertrinken schien und immer weiter in die Suizidalität hineinrutschte. Dies führte auch dazu, dass ich mich meinem Eltern offenbarte. Ich plante bereits meinen Suizid und sie sollten die eigentlichen Gründe kennen.

Die Reaktion

Glücklicherweise waren die Reaktionen meist positiv, einige neutral und keine negativ. Meine Eltern waren diejenigen, die es am schwersten aber immer noch recht gut aufnahmen. Sie sind sehr religiös und glauben, dass meine Neigung gegen Gottes Willen spricht. Ich sollte dafür beten, dass sie vergeht. Sie lieben und akzeptieren mich noch immer und unsere Beziehung ist gut aber sie möchten nicht über das Thema sprechen. Die anderen Reaktionen erstreckten sich von kompletter Fassungslosigkeit, bis hin zum vollständigen Verständnis und Unterstützung.

Das erste Coming-Out war sehr schwierig und tränenreich, aber ich fühlte mich danach viel besser und konnte meinen Weg zur Selbstakzeptanz beginnen. Nach diesem ersten Mal war es viel einfacher es anderen zu erzählen. Besonders die letzten 5 fielen mir leichter. Mein Geisteszustand hat viel damit zu tun. Während ich bei der ersten Offenbarung vor meinen Eltern mit vielen Problemen zu kämpfen hatte, befand ich mich in einer viel besseren Verfassung, als ich begann, es anderen zu erzählen (es lag ein Jahr dazwischen).

Ich fand heraus, dass das Alter die gezeigte Reaktion stark beeinflusst. Meine jüngeren Geschwister reagierten offener, stellten Fragen und verstanden mehr von Pädophilie. Das überraschte mich nicht, und ich plante wie ich das Thema angehen sollte, je nach Alter des Geschwisterteils zu dem ich sprach. Wenn ich ein Alter festmachen soll, dass für die unterschiedlichen Reaktionen steht, dann würde ich sagen, dass es jeder unter 40 gut aufnahm und bereit war weiter über das Thema zu sprechen, während die Älteren eher gemischte Reaktionen zeigten.

Interessanterweise waren meine älteren Geschwister und Eltern davon überzeugt, dass die Jüngeren nicht mit dem Wissen um meine Pädophilie umgehen könnten.
Es überraschte mich sehr, dass zwei meiner Geschwister auf Grund von vorherigen Ereignissen in meinem Leben (ich habe nichts falsches getan) meine Attraktion zu jungen Mädchen vermuteten, es aber nie erwähnten, da sie fürchteten ich könnte schlecht darauf reagieren. In mancherlei Hinsicht bin ich eigentlich erstaunt darüber, dass es nicht mehr gemerkt haben.

Ich habe auch den meisten Familienmitgliedern erzählt, dass ich während des Kampfes mit meiner Pädophilie suizidal war, was für sie noch bestürzender war als die Pädophilie an sich.

Ich bin froh, dass ich mich meiner Familie offenbart habe und wünsche mir ein offenes und ehrliches Leben, welches andere meinen bisherigen Kampf verstehen lässt. Trotzdem hatte ich nach meinem Coming-out das Gefühl, dass Begegnungen mit Kindern stark beobachtet und verurteilt wurden. Möglich ist aber auch, dass dieses Gefühl nicht der Realität entsprach und nur von mir selbst so wahrgenommen wurde, denn mit der Zeit verschwand es immer mehr.

Warum waren die Reaktionen so positiv?

Es gibt meiner Meinung nach einige Dinge die dazu beigetragen haben, dass die Reaktionen eher positiv ausgefallen sind. Als Erstes die enge Bindung zwischen den Familienmitgliedern. Zweitens gibt es in meiner Familie kein Thema, das tabu ist. Wir führen einen offenen Dialog über alle Themen, die das Leben, die Gesellschaft, den Körper oder andere Dinge betreffen, egal wie verpönt oder anstößig sie auch zu sein scheinen. Die einzige Ausnahme davon ist, dass meine Eltern niemals über sexuelle Gedanken sprechen würden.
Drittens betrifft mich als Person. Meine Familie konnte über mein Leben hinweg meine freundlichen, hilfsbereiten und ehrlichen Charakterzüge beobachten, auf die ich mein Leben aufgebaut habe. Dies hat sie nie die Sicherheit von Kindern in meiner Anwesenheit anzweifeln lassen.

Abschließend denke ich, dass die Gesellschaft in der ich lebe (_____________, Generation Y) auch dazu beigetragen hat. Menschen in______ waren Themen wie der psychischen Gesundheit gegenüber verschlossen. In den letzten 10 Jahren begann ein enormer kultureller Wandel, der dazu führte, dass Menschen offener werden über diese Dinge zu sprechen. Dies wird in den unterschiedlichen Reaktionen meiner älteren Geschwister im Vergleich zu den jüngeren deutlich.

Wie habe ich es ihnen gesagt

Der erste Schritt es jemandem zu sagen, ist, zu entscheiden, wem man es erzählt. Ich habe die Reihenfolge meiner Geschwister daran ermittelt, wie offen sie dem Thema gegenüber wären. Als Erstes habe ich es denen gesagt, die ich offener einschätzte, damit ich bei späteren negativen Reaktionen auf ihre Unterstützung hätte bauen können.

Sie habe ich alleine daran festgemacht, dass sie in der Vergangenheit bereits über Pädophilie gesprochen haben. Einige Schwestern hatten während Unterhaltungen erwähnt, dass sie Mitleid mit denen haben, die sich zu Kindern hingezogen fühlen und demnach mit dem Thema kein großes Problem haben. Der andere Faktor war, wie nahe ich dem jeweiligen Geschwisterteil stand. Mit einigen verbringe ich sehr viel weniger Zeit und beschloss deshalb sie für später aufzuheben und mich erst auf die nahen Familienmitglieder zu konzentrieren.

Wenn die Entscheidung getroffen war, schickte ich ihnen üblicherweise eine Textnachricht die ungefähr so lautete: “Hey, hättest du die nächste Woche vielleicht Zeit für ein privates Gespräch. Wir können uns gerne bei dir oder bei mir treffen. Lass mich einfach wissen, was für dich am besten ist.“

Das funktionierte ganz gut, und alle vereinbarten üblicherweise einen Termin in den nächsten zwei Tagen. Da ich schrieb, dass es sich um ein privates Gespräch handelt, gab dies ihnen die Möglichkeit sich auf ein ernstes Thema vorzubereiten und einen für sie angenehmen Ort und Zeit zu wählen. Zudem wussten sie, dass andere dem Gespräch fern bleiben sollten.

Als es dann zum eigentlichen Gespräch kam, veränderte sich mein Einstieg von Mal zu Mal. Bei dem letzten Geschwisterteil hatte ich jedoch ein gut strukturiertes Intro, welches wie folgt aussah:

„Ich treffe mich mit allen aus der Familie, um euch wissen zu lassen, was ich die letzte Zeit durchgemacht habe und was möglicherweise noch kommen wird. Ich erzähle dir davon, da ich möchte, dass du es von mir persönlich erfährst und nicht etwa über Gerüchte oder von anderen. Das Thema ist für viele schwierig zu verdauen. Wenn du also einen Punkt erreichst, an dem es dir zu viel wird, dann lass es mich wissen, und wir beenden das Gespräch an der Stelle.

Es gibt keinen leichten Weg das zu sagen, daher sage ich es einfach frei heraus. Ich fühle mich zu jungen Mädchen hingezogen.“

Normalerweise folge ich dann mit einigen Details, so wie einer groben Altersspanne und erwähne dann auch das Wort Pädophilie. Natürlich erzähle ich ihnen, dass ich noch nie etwas Illegales getan habe (ansonsten würde ich ihnen nicht davon erzählen). Ich gebe ihnen einen Moment, um zu reagieren oder Fragen zu stellen. Häufig ermutige ich sie dazu, und wenn sie keine Fragen haben, dann gebe ich ihnen ein paar Details und Fakten zum Thema Pädophilie. Die Unterhaltung verläuft dann wie von selbst und kommt zu einem natürlichen Ende.

Anmerkungen/Gedanken

Ich habe es auch einigen Freunden erzählt, und deren Reaktionen waren im Allgemeinen sogar besser als die der Familie. Hier zählt, wie auch zuvor, je besser (und/oder länger) der Freund mich kennt, desto besser die Reaktion. Personen neigen dazu dich danach zu beurteilen, wie sie dich kennengelernt haben und nicht nur nach der Pädophilie. Wenn du gezeigt hast, dass du ein ehrenwertes Mitglied der Gesellschaft bist, dann wird auch die Tatsache, dass du dich zu Kindern hingezogen fühlst, daran nicht viel ändern.

Wenn du darüber nachdenkst, dich jemandem zu offenbaren, dann ist es wichtig zu wissen, wie offen die Person alternativen Ideen gegenüber ist und wie gut sie dich kennt. Diese zwei Faktoren sind die Schlüssel für eine beidseitige positive Erfahrung.

Denk daran, dass negative Reaktionen immer möglich sind. Nur weil für mich alles gut ablief, ist das keine Garantie für andere.

2024-03-25T10:34:35+01:00
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