20 Jahre »Kein Täter werden«: Bilanz und Herausforderungen
19. September 2025
RBB 24 Inforadio. Das Präventionsprogramm „Kein Täter werden“ der Berliner Charité zieht nach 20 Jahren Bilanz. Das einst heftig umstrittene Therapieangebot für Menschen mit pädophilen Neigungen ist heute an einem Dutzend Standorten deutschlandweit etabliert, bleibt aber weiterhin kontrovers diskutiert.
„Das sind subjektive Auskünfte“, räumt Sexualmediziner Prof. Klaus Beier, Entwickler des Programms, die Schwierigkeit empirischer Nachweise ein.
Das Programm basiert auf absoluter Anonymität und ärztlicher Schweigepflicht. Betroffene erhalten eine spezialisierte Psychotherapie über ein bis eineinhalb Jahre, in der sie lernen sollen, ihr Verhalten zu kontrollieren und Risikosituationen zu vermeiden. Etwa jeder vierte Teilnehmer erhält zusätzlich Medikamente zur Dämpfung des Sexualtriebs.
„Wenn wir die Sorge haben, dass es zu einem Übergriff kommen könnte, dann haben wir Risikomanagementstrategien“, erklärt Beier. Diese reichen von Kontaktverboten bis hin zu stationärer Unterbringung. Das Programm wurde inzwischen auf Jugendliche ab 12 Jahren ausgeweitet, um möglichst früh präventiv einzugreifen.
Die Finanzierung durch die Krankenkassen läuft 2025 aus. Eine externe Evaluation läuft derzeit, deren Ergebnisse für die Zukunft des Programms entscheidend sind. Beier warnt vor einer „wahren Pandemie“ des Kindesmissbrauchs durch die leichte Zugänglichkeit von Abbildungen sexuellen Kindesmissbrauchs im Internet und fordert die Fortführung des Präventionsangebots.
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