Behandlung und Prävention durch Fernbehandlung

22. November 2021

In dieser Folge sprechen wir mit Katharina Schweder und Anna Kreutzmann und Maximilian von Heyden über das erste Fernbehandlungsangebot von „Kein Täter werden“. Wir werten die Erfahrungen nach einem Jahr Online-Therapie aus und bekommen einen Einblick, welchen Einfluss das auf die Versorgung von Menschen mit Pädophilie weltweit haben könnte.

Transkript

Podcast des Präventionsprojekts „Kein Täter werden“ vom Institut für Sexualwissenschaft und Sexualmedizin an der Charité Berlin.

Clara Stockmann (Interviewerin):

Herzlich willkommen zum Podcast des Präventionsnetzwerks „Kein Täter werden“. Mein Name ist Clara Stockmann und dies ist die achte Folge. Wenn Sie das Präventionsnetzwerk noch nicht kennen, empfehle ich Ihnen, zunächst die ersten Folgen des Podcasts anzuhören. Dort geben wir einen Überblick über die therapeutische Arbeit und wissenschaftliche Hintergründe der Prävention.

Das heutige Thema ist Fernbehandlung, und in diesem Rahmen sprechen wir mit Anna Kreutzmann und Katharina Schweder. Beide sind Therapeutinnen und koordinieren das Fernbehandlungsangebot in Sachsen-Anhalt. Außerdem wird uns Maximilian von Heyden einen Einblick in die Patientenrekrutierung und in die Thematik der Stigmatisierung geben.

Vorab noch ein kleiner Hinweis: Wir richten uns mit unserem Podcast an alle, die sich für das Thema Pädophilie, den möglicherweise damit verbundenen Leidensdruck und die Prävention sexualisierter Gewalt interessieren. Dazu möchten wir besonders Betroffene ansprechen, die merken, dass in ihren sexuellen Fantasien Kinder eine Rolle spielen, aber natürlich auch medizinisches und psychologisches Fachpersonal – heute besonders in Sachsen-Anhalt. Um es für alle verständlich zu machen, werden wir im Verlauf einige Fachwörter erklären.

Steigen wir also direkt ein – zunächst zum Fernbehandlungsangebot Sachsen-Anhalt. Was ist das überhaupt?

Anna Kreutzmann (Therapeutin und Koordinatorin des Fernbehandlungsangebots Sachsen-Anhalt):

Das Fernbehandlungsangebot richtet sich an Menschen mit einer pädophilen oder hebephilen sexuellen Präferenz in Sachsen-Anhalt. Das bedeutet, wenn jemand sexuelle Fantasien mit Kindern oder Jugendlichen hat und darunter leidet, kann er oder sie sich bei uns melden. Im Grunde genommen ist das genauso wie an allen Standorten des Präventionsnetzwerks „Kein Täter werden“. Weil Sachsen-Anhalt jedoch ein sehr großes Flächenland ist, bieten wir dort speziell Videotherapie an. Das heißt, sämtliche Diagnostik und auch die Therapiegespräche laufen über einen sicheren Videodienstanbieter. Die Patient*innen müssen also nicht an einen Standort fahren, sondern können das Angebot von zu Hause aus nutzen.

Clara Stockmann (Interviewerin):

Frau Schweder, wie läuft denn dann die erste Kontaktaufnahme mit dem Angebot?

Katharina Schweder (Therapeutin und Koordinatorin des Fernbehandlungsangebots Sachsen-Anhalt):

Interessierte können sich anonym bei uns melden, entweder telefonisch oder per E-Mail. Dann findet ein kurzes Vorgespräch am Telefon statt, in dem wir auch schon einen Termin für ein ausführliches Erstgespräch bei einer unserer Therapeutinnen vereinbaren. Dieses Erstgespräch findet ebenfalls über unseren Online-Videodienstanbieter statt. In diesem Gespräch wird dann gemeinsam über das aktuelle Anliegen gesprochen und es findet eine Diagnostik statt. Konkret heißt das, es wird geklärt, ob eine sexuelle Ansprechbarkeit für das kindliche oder das frühpubertäre Körperschema vorliegt und ob ein Therapieanliegen besteht.

Wenn das der Fall ist, können wir ein Therapieangebot machen, das ebenfalls per Video stattfindet. Die Sitzungen erfolgen dann je nach Bedarf wöchentlich oder alle zwei Wochen. Falls aber klar wird, dass ein regelmäßiges Angebot nicht in Frage kommt, schauen wir gemeinsam nach Alternativen.

Clara Stockmann (Interviewerin):

Die Kontaktdaten des Fernbehandlungsangebots finden Sie in der Folgenbeschreibung. Frau Kreutzmann, „Kein Täter werden“ ist Therapie, kostenlos, anonym und unter Schweigepflicht. Wie wird das in Sachsen-Anhalt umgesetzt?

Anna Kreutzmann:

Wir haben das Glück, über das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt finanziert zu werden. Das ermöglicht es uns, die Therapie kostenlos anzubieten. Die Schweigepflicht ist natürlich ein Grundsatz für jede Behandlung bei Ärztinnen oder Therapeutinnen. Alles, was uns Patientinnen erzählen, bleibt bei uns und wird nicht an Dritte weitergegeben. Die Schweigepflicht ist in Deutschland ein sehr hohes Rechtsgut und bezieht sich auch auf vergangene Straftaten. Das bedeutet, Patientinnen können ganz offen mit uns sprechen.

Zusätzlich zum Thema Schweigepflicht möchte ich noch auf die Anonymität eingehen, denn das ist in unserem Angebot ein zentraler Aspekt und vielen unserer Patientinnen sehr wichtig. Man kann sich also bei uns melden, ohne Name oder Adresse angeben zu müssen. Wer möchte, kann sich zum Beispiel eine E-Mail-Adresse bei einem anonymen Anbieter anlegen, die nicht auf den echten Namen schließen lässt.

Für die weitere Behandlung ist es natürlich praktisch, wenn wir die Patientinnen in dringenden Fällen irgendwie erreichen können – etwa wenn eine Therapeutin krank ist. Aber eine anonyme oder pseudonyme E-Mail-Adresse oder eine Telefonnummer reicht völlig aus.

Sobald die Therapie beginnt, arbeiten wir außerdem mit einer PIN-Nummer statt mit Klarnamen. Das heißt, alle Unterlagen und Dokumentationen laufen unter einer anonymisierten dreistelligen PIN, sodass nirgendwo ein Name auftaucht. Da wir letztendlich eine Nummer verwenden, würde man korrekt von einem „pseudonymen“ Vorgehen sprechen. Eine echte, namentliche Verbindung zu den Daten gibt es bei uns nicht.

Clara Stockmann (Interviewerin):

Das klingt zunächst einmal so wie an allen Standorten von „Kein Täter werden“. Aber in Ihrem Fall ist es ja ein Online-Format, was den Datenschutz und die Anonymität zusätzlich herausfordern kann. Wie gehen Sie mit der Datensicherheit in der Videotherapie um?

Anna Kreutzmann:

Das ist ein ganz wichtiges Thema im Fernbehandlungsprojekt. Wir haben daher schon in der Konzeptionsphase sehr viel Energie investiert, um die Datensicherheit so hoch wie möglich zu halten. Wir haben sogar einen Mitarbeiter, der sich ausschließlich darum kümmert.

Zum einen geht es um die Sicherheit bei den Videoterminen selbst. Wir haben uns für einen Videodienstanbieter entschieden, der strenge Datenschutzauflagen erfüllt, von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zertifiziert ist und auch von Ärztinnen genutzt wird. Unter anderem speichert dieser Anbieter keine IP-Adressen. Uns ist wichtig, dass unsere Patientinnen nicht befürchten müssen, sich dort irgendwie „offenbaren“ zu müssen.

Der zweite große Punkt betrifft die Fragebögen und Testverfahren, die wir in die Behandlung integrieren. Dafür haben wir eine eigene Lösung entwickelt – in enger Kooperation mit der Datenschutzabteilung der Charité. So können wir einen maximal sicheren Ablauf gewährleisten, der höchsten Datenschutzstandards entspricht.

Clara Stockmann (Interviewerin):

Bis 2018 gab es in Deutschland ja praktisch ein Fernbehandlungsverbot, das dann vom Deutschen Ärztetag gekippt wurde. Zwei Jahre später starteten Sie bereits das Fernbehandlungsangebot für Sachsen-Anhalt – und Sie konnten jetzt etwa ein Jahr Erfahrungen sammeln. Was ist Ihr klinischer Eindruck? Wird die Videotherapie gut angenommen?

Anna Kreutzmann:

Unser Eindruck ist, dass sie sehr gut angenommen wird. Die Zahlen stützen das auch. Im ersten Jahr haben wir 63 Anfragen erhalten. Abhängig vom jeweiligen Anliegen kommen danach die Erstgespräche und dann auch Therapieangebote zustande. Wir haben außerdem gemerkt, dass wir nicht nur Anfragen aus Sachsen-Anhalt bekommen, sondern auch von außerhalb und sogar internationale Anfragen. Viele Menschen haben offenbar Interesse an einem Fernbehandlungsangebot.

Clara Stockmann (Interviewerin):

Für wen würden Sie sagen, ist Fernbehandlung besonders sinnvoll?

Anna Kreutzmann:

Da gibt es ganz verschiedene Gruppen, die unserer Erfahrung nach von einer Fernbehandlung profitieren. Menschen mit körperlichen Einschränkungen zum Beispiel, die nicht in der Lage sind, eigenständig und regelmäßig einen Standort aufzusuchen. Ebenfalls kann das in Pandemie-Zeiten von Vorteil sein, besonders für Angehörige von Risikogruppen.

Ein anderer Faktor ist die ländliche Lage: Wer weit weg von einem Präsenzstandort wohnt, hat oft lange und teure Anfahrten. Nicht jede Person kann sich so etwas jede Woche leisten. Bei der Online-Therapie fällt das weg – man benötigt allerdings die entsprechende technische Ausstattung daheim.
Darüber hinaus bieten wir zusätzlich an, Menschen bei Bedarf zu Einzelterminen nach Berlin einzuladen, falls sie das wünschen und es möglich ist. So können wir uns gegebenenfalls auch persönlich kennenlernen.

Clara Stockmann (Interviewerin):

Würden Sie sagen, Fernbehandlung ist für alle geeignet und bringt keine Hürden mit sich?

Katharina Schweder:

Wir machen die Erfahrung, dass Menschen jeglichen Alters von der Fernbehandlung profitieren können. Wichtig ist natürlich, dass sie die technische Ausstattung haben, also einen PC mit Internetzugang. Außerdem brauchen sie einen Raum, in dem sie ungestört reden können, ohne dass jemand mithört oder hereinplatzt. Das sind die grundlegenden Voraussetzungen.
Im Notfall geht auch ein Smartphone, das ist wegen der kleineren Bildschirmgröße aber eher unsere „Notlösung“.

Clara Stockmann (Interviewerin):

Was ist mit Betroffenen, die diesen ungestörten Raum zu Hause nicht haben, weil sie in einer WG oder mit der Familie leben? Gibt es Alternativen?

Katharina Schweder:

Ja, in Magdeburg kooperieren wir mit einer Beratungsstelle, die ihre Räumlichkeiten und Technik zur Verfügung stellt. Betroffene können sich dort anonym melden und das Therapieangebot quasi von dieser Stelle aus wahrnehmen. Wir sind mit unserem Projekt noch am Anfang und möchten uns gerne weiter vernetzen, auch außerhalb von Magdeburg. Unser Ziel ist, dass Betroffene überall in Sachsen-Anhalt einen sicheren Ort finden, von dem aus sie unser Angebot nutzen können.

Clara Stockmann (Interviewerin):

Vernetzung scheint also ein wichtiges Thema zu sein.

Anna Kreutzmann:

Auf jeden Fall. Das hat mehrere Gründe. Erstens möchten wir, dass niemand an seiner Wohnsituation scheitert und dadurch keinen Zugang zur Therapie hat. Zweitens geht es auch darum, Komorbiditäten zu behandeln. Das heißt, wenn jemand nicht nur unter einer pädophilen Präferenz leidet, sondern zum Beispiel zusätzlich eine Depression oder eine Angststörung hat, dann möchten wir, dass die Person neben unserer Sexualtherapie auch eine entsprechende Versorgung vor Ort erhält. Wir hoffen daher, uns noch stärker mit Psychotherapeutinnen und Psychiaterinnen in Sachsen-Anhalt zu vernetzen.
Ein Teil der Therapie kann außerdem eine impulsdämpfende Medikation sein. Das ließe sich entweder an der Charité realisieren oder wir könnten mit Hausärztinnen in der Nähe der Patientinnen kooperieren.

Clara Stockmann (Interviewerin):

Sie beide arbeiten auch am Präsenzstandort Berlin: Frau Kreutzmann mit Jugendlichen, Frau Schweder mit Erwachsenen. Sehen Sie in der Fernbehandlung eine andere Zielgruppe? Melden sich dort andere Menschen als am Standort?

Katharina Schweder:

Wir nehmen wahr, dass viele unserer Fern-Patientinnen stärker belastet sind und teils mehrere psychische Erkrankungen mitbringen. Das mag daran liegen, dass unser Angebot niedrigschwelliger ist. Leichter Zugang kann aber auch bedeuten, dass manche Patientinnen vielleicht noch nicht ganz bereit sind für einen therapeutischen Prozess. Dann klären wir gemeinsam, ob es im Moment der richtige Zeitpunkt für eine Therapie ist oder ob noch etwas anderes vorbereitet werden sollte.

Außerdem hatten wir anfangs gehofft, insbesondere Jugendliche über das digitale Format anzusprechen. Da ist unser Eindruck, dass sich bislang weniger Jugendliche melden, als wir dachten. Jetzt bemühen wir uns aktiv um mehr Öffentlichkeitsarbeit, um die Jüngeren besser zu erreichen.

Clara Stockmann (Interviewerin):

Würden Sie denn sagen, dass es überhaupt keinen Unterschied macht, ob man sich am Bildschirm trifft oder persönlich in einem Raum sitzt?

Katharina Schweder:

Wir beobachten, dass der therapeutische Rahmen in der Videotherapie eine noch größere Rolle spielt als in der Präsenztherapie. Wir müssen von Beginn an mit den Patient*innen klären, wie wir eine Atmosphäre schaffen, die der Begegnung von Angesicht zu Angesicht möglichst nahekommt. Zum Beispiel müssen sie sicherstellen, dass sie während des Gesprächs allein im Raum sind und keine anderen Tätigkeiten nebenher durchführen. Da muss beidseitig ein Bewusstsein und eine Sensibilität für das Setting entstehen. Das ist teilweise etwas anders und vielleicht noch strukturierter als im normalen Praxisraum.

Anna Kreutzmann:

Ein anderer Punkt: Die Schwelle, sich zu melden, scheint bei der Online-Therapie viel niedriger zu sein. Das ist einerseits großartig, weil mehr Menschen Hilfe suchen, andererseits kann es bedeuten, dass manche Patient*innen vielleicht noch nicht so stabil oder bereit sind für einen therapeutischen Prozess. Dann ist es unsere Aufgabe, das gemeinsam auszuloten.

Clara Stockmann (Interviewerin):

Wie sehen Sie die Zukunft der Videotherapie? Werden wir in Zukunft nur noch online behandeln?

Anna Kreutzmann:

Ich glaube fest, dass Videotherapie ein Teil der Zukunft ist und weiter wachsen wird. Aber ich denke nicht, dass die Präsenztherapie verschwindet. Sich in einem Raum gegenüberzusitzen, sich ganz zu sehen, hat nach wie vor Vorteile, die ein digitales Format nicht ganz ersetzen kann. Allerdings sehe ich viele Möglichkeiten, das Digitale noch weiter zu verbessern. Aktuell sind es manchmal kleine Einschränkungen, etwa wenn wir gemeinsam mit Patient*innen an Dokumenten arbeiten und uns dafür in ein geteiltes Dokument begeben – in dem Moment ist dann die Kamerasicht eingeschränkt. Da gibt es sicher noch technischen Entwicklungsbedarf.

Clara Stockmann (Interviewerin):

Kommen wir zu Ihnen, Herr von Heyden. Sie sind in der Gesundheitskommunikation des Präventionsnetzwerks tätig und befassen sich insbesondere mit der Internationalisierung des Ansatzes. Welche Vorteile sehen Sie in der Fernbehandlung für eine globale Versorgung von Menschen mit Pädophilie?

Maximilian von Heyden (Gesundheitskommunikation, Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“):

Einerseits ist Fernbehandlung eine Antwort auf die globale Unterversorgung. Andererseits kann sie ein Türöffner sein, um zu zeigen, dass vor Ort tatsächlich Bedarf besteht und dass dieser therapeutisch bearbeitbar ist. Das könnte wiederum lokale Strukturbildungsprozesse anregen.

Ich denke aber nicht, dass Fernbehandlung etwas völlig Separates bleibt. Auch viele niedergelassene Psychotherapeut*innen bieten inzwischen Online-Sitzungen an – meist als ergänzendes Angebot zum Präsenzformat.

Eine besondere Innovation im Projekt „Prävention durch Fernbehandlung“ ist die Ferndiagnostik, die bislang in dieser Form nur dort verfügbar ist. Es liegt nahe, dass andere Standorte des Netzwerks „Kein Täter werden“, die bisher nur Präsenztherapie anbieten, solche Technologien in Zukunft ebenfalls einsetzen. Gerade in einem Flächenland kann das sehr sinnvoll sein, weil zwölf Standorte in Deutschland noch lange keine flächendeckende Versorgung bedeuten. Viele Menschen müssten immer noch lange Strecken fahren, was nicht unbedingt leicht in den Alltag zu integrieren ist.

Weltweit ist die Situation zum Teil viel gravierender. Es gibt zahlreiche Länder, die entweder rechtliche Rahmenbedingungen haben, die eine solche Prävention unmöglich machen, oder schlicht keine strukturellen Voraussetzungen für psychische Gesundheitsversorgung bieten. In manchen Ländern kommen auf eine Fachkraft für Psychiatrie mehrere Zehntausend Menschen. Da ist es nicht realistisch, dass sich jemand auf die pädophile Sexualstörung spezialisiert.

Aktuell schauen wir beispielsweise auf Indien, wo es ein spezialisiertes Zentrum gibt. Die Idee ist, mithilfe von Fernbehandlung nicht nur den einen Bundesstaat, sondern ganz Indien zu versorgen – und im nächsten Schritt vielleicht sogar globale Angebote zu machen. In Zukunft könnten entsprechend qualifizierte Therapeut*innen mit der nötigen Infrastruktur auf Englisch, Spanisch oder theoretisch auch Chinesisch Menschen in aller Welt erreichen und behandeln.

Clara Stockmann (Interviewerin):

Frau Kreutzmann, möchten Sie noch etwas an Behandler*innen oder Anlaufstellen in Sachsen-Anhalt richten, die gerade zuhören?

Anna Kreutzmann:

Wir freuen uns über jede Form der Kooperation. Wir möchten Sexualität nicht isoliert betrachten, sondern unseren Patientinnen eine bestmögliche Versorgung ermöglichen – sei es in Kliniken, bei sozialen Einrichtungen oder durch Ärztinnen und Therapeut*innen vor Ort. Unsere Türen stehen offen!

Clara Stockmann (Interviewerin):

Und zum Schluss noch eine Frage an alle Hörer*innen, die vielleicht selbst eine pädophile Präferenz haben oder es bei sich vermuten. Möchten Sie ihnen etwas mit auf den Weg geben? Vielleicht auch in Bezug auf die öffentliche Wahrnehmung?

Maximilian von Heyden:

Wir bemühen uns sehr, Entstigmatisierung zu fördern. Menschen mit einer sexuellen Präferenzbesonderheit, die sie sich nicht ausgesucht haben und die ihnen Leidensdruck verursacht, sollten nicht das Gefühl haben, sich verstecken zu müssen. Sie verdienen Unterstützung.

Ich finde es bewegend, wie einige Menschen – zum Beispiel in den sozialen Medien – darauf reagieren und sagen: „Wer keine Übergriffe begehen will und Hilfe sucht, hat unseren Respekt verdient.“ Diese Kommentare werden oft sehr positiv aufgenommen. Ich hoffe, dass Menschen den Mut finden, Hilfe zu suchen, und dass unser Angebot dazu beiträgt.

Katharina Schweder:

Aus therapeutischer Sicht möchte ich allen Mut machen, diesen ersten Schritt zu gehen. Wir wissen, wie schwer es ist, das erste Mal ans Telefon zu gehen und zu sagen: „Ich glaube, ich bin bei Ihnen richtig, denn ich habe dieses Thema.“ Aber wenn man mit einer besonderen Präferenz lebt, hat man eben eine besondere Herausforderung im Leben. Wir möchten die gesellschaftliche Unterstützung dafür sein, damit ein gutes Leben möglich ist – für die Betroffenen selbst und für andere. Und wir freuen uns über jede Person, die den Mut aufbringt, bei uns anzurufen oder zu schreiben.

(Musik und Abmoderation)

Vielen Dank fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal bei „Kein Täter werden“.

2025-01-27T12:19:51+01:00
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