SRF-Reportage zum Thema Pädophilie
11. April 2025
SRF. Am 7. April 2025 strahlte SRF die Reportage „Tabu Pädophilie – Leben mit einer verbotenen sexuellen Neigung“ aus. Der Beitrag behandelt ein gesellschaftlich tabuisiertes Thema und präsentiert die Erfahrungen dreier Betroffener, die über ihre sexuelle Ansprechbarkeit für das kindliche Körperschema und ihren Umgang damit berichten.
Differenzierung zwischen Präferenz und Handlung
Die Dokumentation thematisiert die notwendige Differenzierung zwischen pädophiler Sexualpräferenz und sexuellem Kindesmissbrauch. Dieser Aspekt steht auch im Fokus der Arbeit von „Kein Täter werden“. Epidemiologische Daten zeigen, dass etwa 1% der männlichen Bevölkerung in der Schweiz eine sexuelle Ansprechbarkeit für das kindliche Körperschema aufweist.
Der Beitrag verdeutlicht, dass nicht alle Personen mit pädophiler Präferenz sexuelle Übergriffe begehen. Gleichzeitig wird dargestellt, dass nicht alle Personen, die Kinder sexuell missbrauchen, eine pädophile Präferenzstruktur aufweisen. Die Reportage dokumentiert, dass viele Betroffene an ihrer Präferenz leiden und nach Strategien für einen verantwortungsvollen Umgang suchen.
Erfahrungsberichte
Die Reportage gibt Einblick in die persönlichen Erfahrungen mehrerer Betroffener. Thomas, einer der Protagonisten, schildert seinen Weg der Selbsterkenntnis und die daraus resultierende Veränderung in seinem Leben. Er dokumentiert, wie er sich durch Fachliteratur informierte und lernte, seine Pädophilie zu akzeptieren und verantwortungsbewusst damit umzugehen.
Ein weiterer Protagonist, Sandro, führt aus, dass seine Therapie nicht primär aus präventiven Gründen erfolgt, sondern zur Verbesserung seiner Lebensqualität. Er erläutert die Belastungen durch seine ständig präsenten Gedanken und seine Suche nach effektiven Bewältigungsstrategien.
Therapeutische Ansätze
Die Reportage stellt therapeutische Ansätze und aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse zum Umgang mit Pädophilie vor. Fachpsychologin Monika Egli-Alge, Mitglied des Beirates von „Kein Täter werden und seit circa 20 Jahren in diesem Feld tätig, erläutert die historische Entwicklung der Behandlungsansätze.
Sie beschreibt den Wandel von früheren Therapiekonzepten, die auf Vermeidungsstrategien oder Versuche zur Veränderung der sexuellen Präferenz setzten, hin zu aktuellen Erkenntnissen. Die Fachliteratur der letzten zwei Jahrzehnte zeigt, dass Pädophilie als eine nicht selbst gewählte und weitgehend unveränderliche sexuelle Präferenzstruktur einzuordnen ist. Diese wissenschaftliche Erkenntnis hat zu einer Neuorientierung in der Therapie geführt, die nun verstärkt auf Präventionsmaßnahmen und die Entwicklung von Akzeptanz- und Bewältigungsstrategien ausgerichtet ist.
Stigmatisierung als Risikofaktor
Die Dokumentation thematisiert die Stigmatisierung von Menschen mit pädophiler Sexualpräferenz. Ein Untersuchungsbericht des Schweizer Bundesrates stellt fest, dass Personen mit pädophiler Präferenz einer außergewöhnlich starken gesellschaftlichen Stigmatisierung ausgesetzt sind.
Die Reportage weist auf die psychischen Belastungen hin, die durch diese gesellschaftliche Ausgrenzung entstehen können. Der aus der Stigmatisierung resultierende psychische Stress wird im Beitrag als indirekter Risikofaktor besprochen, der potentiell das Risiko für sexuelle Übergriffe erhöhen kann.
Anlaufstellen sind wichtig
Die Reportage hebt die Relevanz spezialisierter Anlaufstellen hervor, in denen Betroffene fachkundige Unterstützung erhalten können. Einer der Protagonisten äußert sich zur Notwendigkeit solcher Einrichtungen und konstatiert, dass ein breiteres Angebot an Anlaufstellen präventiv wirken könnte. Er betont die Bedeutung der Arbeit von Fachpersonen mit entsprechender Expertise im Umgang mit dieser Thematik. Solche Angebote ermöglichen Betroffenen den Zugang zu professioneller Hilfe in einem nicht-stigmatisierenden Umfeld.
Die Dokumentation „Tabu Pädophilie – Leben mit einer verbotenen sexuellen Neigung“ ist in der SRF-Mediathek verfügbar.